Fediverse first, twitter second! #decday


Auf Twitter haben wir vor kurzem die 200 Follower-Grenze erreicht und das obwohl wir diese Plattform eigentlich für problematisch halten und deshalb auch eher lieblos bespielen. Das Geschäftsmodell von Twitter basiert auf dem Sammeln und dem Verkauf von Daten über die Nutzer:innen (also uns!) und der Zielpersonen-spezifischen Einblendung von Werbung.

Zu alternativen sozialen Netzwerken gibt es einige spannende Entwicklungen. Das Fediverse und insbesondere Mastodon sind dabei ein ziemlich geschickter Ansatz, der die erwünschte soziale Vernetzungsmöglichkeit mit dem Konzept von dezentraler Infrastruktur verbindet - und auf Freier Software basiert.

Wir haben nun auch seit einer Weile einen Mastodon-Account. Allerdings ist der bislang von begrenztem Nutzen, weil ihn kaum jemand kennt. Und auf Grund der bisher marginalen Reichweite auf diesem Medium, ist auch der Anreiz für "Toots" gering - ein scheinbarer Teufelskreis, der aber nicht nur uns betrifft:

Problem: der Netzwerkeffekt

Der Nutzen eines sozialen Netzwerks besteht darin, dass man mit anderen Menschen in Kontakt treten kann. Es geht um das Sehen und Gesehenwerden. Solange die relevanten Kontakte und Zielgruppen nur über Twitter erreichbar sind, ist ein Wechsel gleichbedeutend mit sozialer Isolation. Bleibt man aber aus egoistischer Motivation bei Twitter, dann vergrößert man wiederum für andere die Hürde zu wechseln - ein klassisches Gefangenen-Dilemma: Wenn jeder aus egoistischer Perspektive rational handelt, resultiert ein unerwünschtes Ergebnis. Aber zum Glück gibt es Auswege ...

Lösungsansatz 1: Doppelstrategie

Man muss sich nicht zwangsläufig gegen Twitter entscheiden, wenn man sich für eine Alternative entscheidet. Wenn man wie wir einen Cross-Posting-Bot bzw. eine "Bridge" nutzt, dann hält sich der Mehraufwand für das Bespielen beider Dienste auch stark in Grenzen. Durch die Präsenz in beiden Welten bleibt die Reichweite und der Informationsstrom über Twitter erhalten, man bildet aber selber keine Wechselhürde mehr für andere. Zusätzlich baut sich über die Zeit ein soziales Netzwerk auf Mastodon auf.

Lösungsansatz 2: regelmäßige Aufrufe dezentrale Alternativen zu nutzen

Damit das funktioniert, müssen aber erst mal die eigenen Kontakte von der Reduktion der Wechselhürde erfahren bzw. sich vorher überhaupt das "Twitter-Problem" erkennen. Von Vorteil ist dabei, dass soziale Medien sich ganz gut eignen, um Aufmerksamkeit für ein bestimmtes Thema herzustellen. Nach dem Prinzip des steten steinhöhlenden Tropfens kann man also regelmäßig - z.B. immer zu Beginn des Quartals - über Twitter dazu aufrufen, sich Alternativen zu suchen. Wenn Menschen oder Gruppen solche Aufrufe zusammen mit plausiblen Hintergrund-Informationen von verschiedenen Seiten und in sinnvollen Intervallen wiederholt bekommen, dann ist durchaus zu erwarten, dass daraus ernsthafte Beschäftigung mit der Thematik und schließlich konkrete Handlungen erfolgen. Sicher nicht von heute auf morgen, aber Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut.

Kampagnen-Idee: Hashtag #decday

Auf beiden Plattformen präsent zu sein, ist zugegebenermaßen nicht besonders innovativ. Erwähnenswert ist es trotzdem weil es deutlich niedrigschwelliger ist, als Twitter komplett zu verlassen, wie von manchen vorgeschlagen wird. Die Strategie, das Problem regelmäßig, nachvollziehbar und im Idealfall abgestimmt mit anderen auf den Tisch zu legen, scheint dagegen noch nicht besonders verbreitet zu sein. Um einer solchen Wechsel-Kampagne Schwung zu verleihen, kann ein passender Hashtag helfen. Unser Vorschlag:

Hashtag: #decday

(für decentralization day). Mit genügend Aufmerksamkeit könnte man dann ggf. auch größere Mainstream-Medien-Akteure dazu bringen, nicht mehr (einseitig) auf Twitter zu setzen. Es wäre verwunderlich, wenn der Widerspruch des eigenen Verhaltens ("Folgen Sie uns auf Twitter!") zur durchaus bisweilen kritischen Berichterstattung dort noch niemandem aufgefallen wäre.

Mastodon ist nicht perfekt - aber besser

Um Frustration durch falsche Erwartungen zu vermeiden, sollte darauf hingewiesen werden, dass der Umstieg von Twitter auf Mastodon kein Eintritt in ein irdisches Paradies ist. Zunächst muss man sich entscheiden, welcher Mastodon-Instanz man beitreten will. Dabei abzuwägende Aspekte sind: sie sollte nicht zu klein und nicht zu groß sein und einen halbwegs ansprechbaren Namen haben und vor allem sollten die Instanz-spezifischen Regeln zu den eigenen Vorstellungen passen. Weiterhin sollte einem klar sein, dass auch auf Mastodon die Inhalte von Menschen erzeugt werden, d.h. auch auf Mastodon kann man auf (subjektiv) inakzeptable Äußerungen stoßen und ggf. Beleidigungen ausgesetzt sein - je nach Regelsatz und Admin-Aktivität ist dieses Problem aber deutlich geringer als auf Twitter. Bei den ersten Schritten wird man feststellen, dass die Nutzerschnittstelle anders aussieht und wegen der etwas größeren Komplexität etwas Eingewöhnungszeit benötigt. Typische Fragen sind:

Wenn diese Fragen geklärt sind, z.B. mit Hilfe der Doku, kann man sich den ersten Toots widmen. Mit dem Hashtag #introduction kann man anderen signalisieren, dass man neu auf Mastodon ist.

In diesem Sinne: Folgt uns im Fediverse und bewegt andere Menschen, sich ebenfalls von datenhungrigen Monopolstrukturen zu emanzipieren.

Gründe für einen Wechsel

Wer noch nicht mitbekommen hat, dass Twitter echt ein Problem darstellt und es Zeit ist, Teil der Lösung statt Teil des Problems zu werden, sollte die folgende Punkte aufmerksam lesen.

Für Ergänzungen zu dieser Liste, Kommentare zum ganzen Artikel und Meinungen zum #decday-Konzept sind wir sehr gerne über unsere Kontakt-Adresse oder über Mastodon erreichbar.